Bei den Besuchen in Slavgorod stellten wir fest, dass dort lebende Menschen mit Einschränkungen vor der Öffentlichkeit versteckt wurden. Die betreffenden Familien waren bei der Alltagsbewältigung auf sich allein gestellt und erhielten keinerlei Unterstützungen durch öffentliche Einrichtungen. Die Projektgruppe "Kinder von Tschernobyl" in Bad Schwalbach nahm diesen Umstand zum Anlass, ein neues Projekt zu beginnen, um betroffenen Familien konkret zu helfen. Die medizinische, therapeutische und psychologische Betreuung von Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten und deren Angehörige stand im Mittelpunkt dieses Projektes. Im Jahr 1998 wurde der "Elternverein Slavgorod" gegründet, in dem sich Eltern von betroffenen Kindern zusammengeschlossen haben, um gemeinsame Interessen zu vertreten. Im selben Jahr wurde mit dem Bau eines behindertengerechten Zentrums für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene begonnen. Damit ergab sich ein neuer Schwerpunkte für den Verein. Intensive Gespräche mit Kommunalpolitikern und nicht immer einfache Überzeugungsarbeit führten dazu, dass ein leer stehendes Gebäude zur Nutzung zur Verfügung gestellt wurde. In einer ersten Ausbauphase wurde das ehemalige Geschäftshaus mit Apotheke und Lebensmittelladen im Stadtzentrum von Slavgorod renoviert und als Tagesstätte für 20 Kinder und Jugendliche eingerichtet. Künftiges Fachpersonal wurde nach Bad Schwalbach eingeladen, um im Rahmen von Hospitationen und Schulungen in Facheinrichtungen das künftige Personal auf ihre bevorstehenden Aufgaben vorzubereiten. Die Eröffnung der Tagesstätte "Funke der Hoffnung" erfolgte im Jahr 2000.
Die Kosten für die Renovierung des Geschäftshauses, für die Einrichtung der Räumlichkeiten, für die Entlohnung des Personals und für die Ausbildung von Fachkräften wurden z. T. durch staatliche Einrichtungen und durch die Projektgruppe in Verbindung mit "Aktion Mensch", GTZ und kirchlichen Zuschüssen gedeckt.
Im Zentrum sind neben der Leiterin auch drei Logopädinnen, eine Psychologin, eine Sozialpädagogin, eine Therapeutin, eine Erzieherin und eine Hilfskraft angestellt. Daneben beschäftigt das Zentrum einen Busfahrer und zwei Hausmeister
Antonina Lukashkova Direktorin/Pädagogin |
Ljudmila Albu
stellv. Direktorin
Psychologin
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Maria Savkina
Psychologin
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Svetlana Zhilenkova Sozialpädagogin |
Alexandra Korotina Lehrerin/Defektologin | |||
Irina Prokhorenko
Lehrerin/Defektologin |
Alesya Sidorenko Lehrerin/Defektologin |
Zhanna Bukareva Lehrerin/Defektologin |
Marina Somova
Lehrerin
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Natalya Kazanskaya
Erzieherin
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Marina Antoshkina
Erzieherin
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Svetlana Baranova
Erzieherin
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Anastasia Burachenko
Erzieherin
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Elizaveta Yermolenko
Erzieherin
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Zhanna Panasenko
Erzieherin
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Lyubov Yermolenko
Erzieherin
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Anna Baranova
Erziehungsassistentin
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Svetlana Vaskovich Erziehungsassistentin |
Liuobov Komarova
Betreuerin
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Sergej Panasenkow
Busfahrer
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Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Zentrums koordinieren und organisieren in der Umgebung von Slavgorod diagnostische Maßnahmen zur Früherkennung von Auffälligkeiten. Hierzu werden Kindergärten und Schulen aufgesucht, um Kinder bis zum 5. Lebensjahr im Rahmen von Sprachprüfungen auf Störungen zu untersuchen. Bei ca. 150 Schülerinnen und Schülern erfolgen therapeutische und psychologische Prüfungen zur Feststellung von Auffälligkeiten. Gegebenenfalls werden die Eltern der betroffenen Kinder kontaktiert und mit diesen die Möglichkeiten zur Behandlung besprochen. Zur Behandlung im Zentrum werden die betroffenen Personen mit dem Bus des Zentrums zuhause abgeholt und nach der Behandlung wieder zurückgefahren.
Das Zentrum bietet während der Woche von 08:00 bis 16:00 Uhr eine Ganztagsbetreuung mit Frühstück, Mittagessen und Ruhezeiten an. Dieses Angebot wird derzeit von sechs Kindern genutzt. Zehn Kinder mit eingeschränkten Möglichkeiten werden zwei- bis dreimal pro Woche zu unterschiedlichen Zeiten von Eltern zur Betreuung gebracht. Etwa 30 Kinder mit unterschiedlichen Einschränkungen werden zwei- bis dreimal in der Woche therapiert.
In Weißrussland gibt es zwischenzeitlich 140 Einrichtungen zur Betreuung von Personen mit eingeschränkten Möglichkeiten. Viele der Einrichtungen wurden aufgrund von Informationen und Anregungen des Zentrums "Funke der Hoffnung" konzipiert.
Erweiterung des Zentrums
Die Leiterin des Zentrums "Funke der Hoffnung" in Slawgorod, Antonina Lukaschkowa, teilte der Projektgruppe im Dezember 2014 mit, dass die vorhandenen Räumlichkeiten zur Betreuung von Kindern mit Einschränkungen nicht mehr ausreichen. Mit Unterstützung der Projektgruppe wurden die zuständigen Stellen der Stadtverwaltung Slavgorod um Prüfung gebeten, ob größere Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden können.
Während des Besuches von Rüdiger Müller-Gerbes und Heinz Reimann zur Jubiläumsfeier des "Zentrums" im Dezember 2015 (15. Jahrestag zur Eröffnung der Einrichtung) teilte Antonina Lukaschkowa mit, dass die Stadt Räumlichkeiten in der Berufsschule in der Nähe des Stadtzentrums angeboten hat. Nach einer Besichtigung der angebotenen Räume teilte Antonina mit, dass sie sehr zufrieden mit dem Angebot sei und gerne in diese Räume einziehen würde. Die Besichtigung ergab jedoch auch, dass Umbaumaßnahmen im sanitären Bereich erforderlich sind. Die Vertreterin der Stadt sagte die Finanzierung der Umbaumaßnahmen und eine Übergabe der Räume zum 01. Juni 2016 zu. Durch die Vertreter der Projektgruppe wurde eine finanzielle Beteiligung in Höhe von 12.000,00 Euro zur Einrichtung der Räume und der sanitären Anlagen zugesagt. Der Betrag wird durch die evangelische Kirche Hessen und Nassau (Zentrum Ökumene) mit 6.000,00 € bezuschusst.
Vom 27. März bis 01. April 2016 haben die Vorstandsmitglieder Heike und Heinz Reimann die Partner in Slawgorod besucht. Im Rahmen von Gesprächen am "runden Tisch" wurde seitens der zuständigen Behörde nochmals bestätigt, dass die angebotenen Räume in der Berufsschule ab dem 01.06.2016 umgebaut, repariert, saniert und renoviert werden. Ebenfalls wurde zugesagt, das der Betrieb ab dem 01. September 2016 durch das Zentrum aufgenommen werden kann.
Spenden, die den Eigenanteil der Projektgruppe an dem Projekt reduzieren, können - gegen Ausstellung einer Spendenbescheinigung - auf das Konto der Wiesbadener Volksbank, IBAN: DE75 5109 0000 0007 7799 09, BIC: WIBADE5W überwiesen werden.
Am 05. Sptember 2016 fand - mit Beginn des neuen Schuljahres - die offizielle Eröffnungsfeier für die neuen Räumlichkeiten in dem Gebäude der Berufsschule statt. Mit vielen Helfern sind die Zimmer und Flure so hergerichtet worden, dass diese den Anforderungen behinderter Menschen gerecht werden. Die räumlichen Kapazitäten lassen nun auch die Beschulung von behinderten Kindern im schulfähigen Alter zu.
Mit diesem Projekt ist ein weiterer Schritt zur qualitativen Verbesserung des Angebotes durch das Zentrums "Funke der Hoffnung" vollendet. Die Arbeitsbedingungen für das Personal haben sich wesentlich verbessert und die großzügig angelegten Behandlungszimmer lassen ein intensives und ruhiges Arbeiten mit den Kindern zu.
Der Elternverein
Seit September 2011 wird das "Zentrum" eigenständig und ohne regelmäßige finanzielle Hilfe der Projektgruppe geführt. Die Kosten werden von der Stadt Slavgorod und vom Sozialdezernat des Bezirkes Mogilov getragen. Weitere Ausgaben werden durch den Verkauf von selbst erstellten Bastelarbeiten und durch die Druckereierzeugnisse aufgefangen.
Das öffentliche Bewusstsein in Weißrussland zu Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten hat sich seit Beginn der Projekte grundsätzlich gewandelt. Die Menschen werden nicht mehr versteckt und die Stadt sieht die Behindertenarbeit als wichtige Aufgabe. Das Zentrum in Slavgorod dient anderen Gemeinden und Städten des Landes sogar als Vorzeige- und Prestigeprojekt.
Bereits im Jahr 2002 konnte dem Zentrum in Slavgorod durch die Projektgruppe ein behindertengerechter Bus zur Verfügung gestellt werden. Im Jahr 2012 wurde dem Zentrum mit finanzieller Hilfe der "Gemeinnützigen Organisation Voerde" und der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ein neuer Bus übergeben.
Durch den Einsatz des behindertengerecht ausgestatteten Busses können die Familien in den umliegenden Dörfern die Angebote der Tagesstätte nutzen.