Auch die Tschernobylkatastrophe im Jahr 1986 hat dazu beigetragen, dass Menschen in Slavgorod dauerhaft mit zum Teil schweren körperlichen und geistigen Einschränkungen leben müssen. Die tägliche Betreuung und Pflege dieses Personenkreises erfolgt durch Angehörige, die wiederum ihr eigenes Leben erheblich einschränken müssen. Die wirtschaftliche Situation dieser Familien lässt keine Optionen zur Entlastung zu, denn die Betreuung und Pflege muss auch finanziert werden und die Einkommen sind nicht gerade üppig.

Der nachfolgende Link führt Sie zu einer Familie mit einem schwerst behinderten Kind und zeigt die Probleme der Angehörigen deutlich auf:

https://www.br.de/mediathek/video/sternstunden-adventskalender-christine-eixenberger-hilfe-fuer-tschernobyl-geschaedigte-kinder-ev-av:61acab335422e300079ddd37 

 

 

Die Projektgruppe hat sich im Jahr 2012 dazu entschlossen, Erholungsmaßnahmen für Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten aus Slavgorod in dem Erholungszentrum Nadeshda bei Minsk/Weißrussland zu finanzieren, denn dafür gibt es im Land keine finanziellen Hilfen.

Die psychische und physische Belastung der Eltern von Personen mit eingeschränkten Möglichkeiten erfordert zwingend auch Erholungsmaßnahmen, um Kraft für die weitere Betreuung der Kinder zu schöpfen. Auch die betroffenen Menschen selbst benötigen neue Eindrücke, die sich von ihren täglich wiederkehrenden Abläufen unterscheiden, damit sie den Umgang mit neuen Situationen erlernen können. Die wirtschaftliche Lage vieler Eltern lässt jedoch Erholungsurlaube nicht zu, so dass die täglichen Belastungen nicht abgebaut werden können.

Die Projektgruppe unterstützt deshalb seit 2013 finanziell die Erholungsaufenthalte von Kindern und Erwachsenen mit eingeschränkten Möglichkeiten und deren Begleitpersonen, die durch das Zentrum "Funke der Hoffnung" betreut werden. Erstmals im Juni 2013 verbrachte eine Gruppe von 25 Personen für 10 Tage im Erholungszentrum "Nadeshda" einen Erholungsaufenthalt. Die Rückmeldungen der teilnehmenden Betreuerinnen und Eltern waren sehr positiv und zeigten auf, dass bei allen Beteiligten ein spürbarer Erholungseffekt zu verzeichnen war. 2014 waren bereits zwei Gruppen zur Erholung in Nadeshda.

Bewegung ist genau so wichtig wie.....
 
......Konversation......
 
.....und Spiele.

 

Eine Mutter schreibt:

Vom 12. bis 25. Mai 2014 war ich mit meiner Tochter Swetlana zum zweiten Mal im Gesundheitszentrum „ Nadeschda“. Während dieser Zeit konnten wir uns nicht nur erholen sondern auch Maßnahmen zur Gesundheitsverbesserung ergreifen. Uns haben sehr gut gefallen die Wohnbedingungen sowie die Qualität der Anwendungen. Die Kinder hatten die Möglichkeit verschiedene Aktivitäten zu unternehmen: Disco, Konzerte, Bastelkreise. Insbesondere hat Swetlana das Dreiradfahren und Sportgeräte gefallen.

Wir wollen uns bei den Mitarbeitern des Zentrums für Ihre liebe Aufmerksamkeit bedanken. Insbesondere auch der Lukaschenko Antonina Iwanowna für die Organisation und Möglichkeit der Erholung.

Unsere besondere Dankbarkeit geht an die deutschen Partner für die nochmalige Möglichkeit der Erholung in „Nadeschda“. Für mich und meine Tochter Swetlana ist es ein richtiges Fest einmal im Jahr aus dem Alltag rauszukommen, die frische Luft zu genießen und Kontakt mit anderen Eltern und Kindern zu haben.
Mit Hochachtung, Gordeewa Tatjana Jakowlewna.

 

Freizeitaktivitäten im Erholungszentrum Nadeshda:

     
             
     
             
     

 

Einbeziehung von Vätern zu Erholungsmaßnahmen ihrer behinderten Kinder

Auch in Weissrussland kümmern sich vorrangig Mütter um ihre körperlich oder geistig eingeschränkten Kinder. Eine Entlastung der Mütter kann nur erfolgen, wenn auch die Väter ihre Verantwortung erkennen und wahrnehmen. Aus diesem Grunde plant die Projektgruppe für das Jahr 2015 eine Erholungsmaßnahme der betroffenen Kinder mit ihren Vätern im Erholungszentrum "Nadeshda" zu finanzieren. Zur Vorbereitung dieser Erholungsmaßnahme wurde die Direktorin des Zentrums "Funke der Hoffnung", Antonina LUKASHKOVA, gebeten, interessierte Väter ausfindig zu machen. Antonina konnte fünf interessierte Väter aktivieren, so dass Vorbereitungsmaßnahmen zu dem Erholungsaufenthalt getroffen werden konnten.

Vorbereitung der Väter

Der Projektgruppe lagen keinerlei Informationen über Erfahrungswerte anderer Vereinigungen in Deutschland zu mehrtägigen Aufenthalten von behinderten Kindern vor, die allein von ihren Vätern betreut worden sind. Ebenso war nicht einzuschätzen, mit welcher Motivation die Väter aus Slavgorod sich für das Projekt entschieden haben und wie sie mit den bevorstehenden Anforderungen umgehen würden. Es war auch nicht bekannt, wie sich die Väter im Alltag in das Familienleben einbringen und in welchem Maße sie sich mit ihren Kindern beschäftigen. Auch im Erholungszentrum "Nadeshda" wurden bisher keine Erholungsmaßnahmen mit behinderten Kindern durchgeführt, die allein von ihren Vätern betreut wurden. Das Behindertenzentrum "Funke der Hoffnung" in Slavgorod arbeitet eng mit dem dortigen "Elternverein" zusammen. Diesem gehören Eltern von Kindern mit Behinderungen an, die im Zentrum betreut werden oder dort regelmäßig therapiert werden. An Besprechungen oder Veranstaltungen des Elternvereins nehmen ausschließlich Mütter teil, so dass angenommen werden musste, dass sich das Engagement der Väter in ihren Familien sehr in Grenzen hält.

Zur Informationsgewinnung einerseits und zur Vorbereitung der Väter auf den bevorstehenden Erholungsaufenthalt andererseits wurde ein zweitägiges Treffen (12.03. und 13.03.2015) im Erholungszentrum "Nadeshda" bei Minsk organisiert, an dem die fünf interessierten Väter, die Leiterin des Behindertenzentrums "Funke der Hoffnung", die stellvertretende Direktorin des Erholungszentrums "Nadeshda" (Galina WOITUS), eine Dolmetscherin und zwei Vertreter der Projektgruppe (Rüdiger MÜLLER-GERBES und Heinz REIMANN) teil nahmen. Ebenso wurde ein männlicher Psychologe (Aleksander FEDOROW) eingeladen, der die Väter während ihres Aufenthaltes vom 22.05.2015 bis 01.06.2015 betreuen soll. Nach Abschluss der Veranstaltung und Rückfahrt nach Slavgorod waren Gespräche mit den Müttern aus dem "Elternverein" vorgesehen. Die Mütter sollten mitteilen, wie sie das Engagement der Väter im täglichen Familienleben sehen und was sie selbst von der beabsichtigten Erholungsmaßnahme "Väter/Kinder" halten. Anschließend sollten die Väter Informationen zu ihrem Aufenthalt in "Nadeshda" weitergeben.

Vorbereitung_Väter       
Die Teilnehmer an der Vorbereitung in Nadeshda

Bei dem beabsichtigten Projekt handelt es sich um ein Pilot-Projekt, da in Weißrussland bisher keine Freizeiten mit behinderten Kindern durchgeführt wurden, die ausschließlich von Vätern begleitet worden sind. Parallel zu dem Projekt der Projektgruppe beschäftigt sich auch das Institut für Kirche und Gesellschaft, Männer, Familie, Ehrenamt, in 58239 Schwerte (Herr Ralf HÖFFKEN) mit dem Thema "Vater-Kind-Arbeit in Nadeshda". Von dort wurden -in Zusammenarbeit mit einer Projektverantwortlichen von "Nadeshda" (Lidia SLUTZKAJA)- Fragebogen für Väter und Mütter entwickelt, die Auskünfte über verschiedene Alltagsfragen in den Familien mit behinderten Kindern abverlangen. Die entwickelten Fragebogen wurden der Projektgruppe in russischer und deutscher Sprache für ihr Projekt zur Verfügung gestellt. Vor dem gemeinsamen Treffen in Nadeshda wurden die Fragebogen für Väter an Antonina LUKASHKOVA (Funke der Hoffnung) mit der Bitte weitergeleitet, die aufgeführten Fragen von den interessierten fünf Vätern mit dem Ziel beantworten zu lassen, von diesen einen ersten Eindruck zu erhalten.

Während des Aufenthaltes im Erholungszentrum "Nadeshda" wurden den Vätern die Einrichtungen des Zentrums vorgestellt, die festgelegten Zeitvorgaben während der Erholungsmaßnahme aufgezeigt und mögliche therapeutische und psychologische Maßnahmen erläutert. In einer Gesprächsrunde haben die Väter ihre Motivation zu der Maßnahme erläutern und im Rahmen weiterer Diskussionen konnten die Väter ihre Vorstellungen von Freizeitmaßnahmen mit ihren Kindern während des Erholungsaufenthaltes darlegen.

Einrichtungen Nadeshda
Test der Spielgeräte
                 
Einrichtungen Nadeshda
Therapeutische Einrichtungen
    
                
Einrichtungen Nadeshda
Erklärungen zur Freizeitgestaltung
  
Nach Rückkehr in den Heimatort Slavgorod trafen sich die Mütter und Väter des Elternvereins mit der Leiterin des Zentrums "Funke der Hoffnung", Antonina LUKASHKOVA, und den beiden Vertretern der Projektgruppe zu einem Abschlussgespräch über den Aufenthalt in "Nadeshda".

 

Nachbesprechung Vorbereitung
Der Elternverein im Gespräch

 

Ergebnis:

Durch den Besuch im Erholungszentrum "Nadeshda" konnten die Väter zusätzlich motiviert werden, mit ihren behinderten Kindern allein eine mehrtägige Erholungsmaßnahme durchzuführen. Das Bewusstsein über ihre Verantwortung den Kindern gegenüber wurde gestärkt und Ängste wurden abgebaut. Die Väter freuen sich auf eine gemeinsame Zeit mit ihren Kindern und die Mütter freuen sich darauf, mal entlastet zu werden. Zwar sehen die Mütter das Projekt ein wenig skeptisch, aber sie konnten angeregt werden, ihren Männern gegenüber Vertrauen zu zeigen, damit deren Selbstbewusstsein gestärkt wird. Den Müttern wurde auch bewusst gemacht, dass Männer anders mit Kindern umgehen, als Frauen, so dass ein "Loslassen" von eigenen Vorstellungen und eine Akzeptanz zu den Vorstellungen der Männer erforderlich ist.

Die Vorbereitungen sind somit sehr positiv verlaufen und die Projektgruppe ist davon überzeugt, dass die in Weißrussland erstmals vom 22.05. bis 01.06.2015 durchgeführte Erholungsmaßnahme mit behinderten Kindern, die während des Aufenthaltes allein von ihren Vätern betreut werden, ein Erfolg wird. 

Zu dem positiven Ergebnis der Vorbereitung haben das besondere Engagement der Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen des Erholungszentrums "Nadeshda", die Leiterin des Behindertenzentrums "Funke der Hoffnung" (Antonina LUKASHKOVA) und die teilnehmenden Väter erheblich beigetragen.

Im Jahr 2015 wurden erstmals Kinder mit körperlichen und geistigen Einschränkungen allein von ihren Vätern zu einer Erholungsmaßnahme begleitet!

Vom 22.05. bis 01.06.2015 begleiteten die fünf Väter die Erholungsmaßnahme ihrer behinderten Kindern im Erholungszentrum "Nadeshda". Neben den erforderlichen medizinischen und therapeutischen Maßnahmen blieb für die Väter genügend Zeit, um sich mit ihren Kindern intensiv zu beschäftigen. Der bereits in der Vorbereitungsphase anwesende Psychologe und die Mitarbeiterinnen des Zentrums standen den Vätern auch während ihres Aufenthaltes jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

Positive Rückmeldungen durch die stellvertretende Direktorin des Erholungszentrums "Nadeshda", Galina Wojtus, zeigen auf, dass das Projekt ein voller Erfolg war. Nun gilt es, die Väter weiterhin zu motivieren, damit sie sich auch im Alltag in ihren Familien einbringen, sich im Elternverein engagieren und ihre positiven Erfahrungen an andere Väter mit behinderten Kindern weitergeben. Da jedoch einige der Väter aus beruflichen Gründen über mehrere Wochen nicht zuhause sind, ist eine Umsetzung nur bedingt möglich. Dennoch sollte diese Maßnahme vorangetrieben werden.

Freizeitgestaltung
Auf einem Pferdehof
                               
Freizeitgestaltung
Da haben Väter und Kinder Spaß