Projektgruppe Kinder von Tschernobyl e.V.
Jahresbericht über die Aktivitäten des Vereins 2022
Bad Schwalbach, den 06.12.2022
Dieses zu Ende gehende Jahr ist ganz entscheidend von dem furchtbaren Krieg Putins gegen die Ukraine geprägt. Wir alle spüren die Folgen und sind sehr besorgt über die weitere Entwicklung. Wir haben uns nicht vorstellen können, dass die politische Lage und unser Verhältnis zu Russland sich so dramatisch verändern könnte. Unsere erste Reise nach Weißrussland 1990 stand damals ganz im Zeichen der „Versöhnung mit den Völkern der Sowjetunion“. Das Anliegen der Versöhnung nach den Verbrechen der Deutschen im 2. Weltkrieg war uns gerade auch gegenüber Weißrussland wichtig, weil die deutsche Wehrmacht und die SS zahlreiche Dörfer und ein Drittel der zivilen Bevölkerung vernichtet hatten. Unsere Besuche in Chatyn, der Gedenkstätte der vernichteten Dörfer, haben sich allen ins Gedächtnis gebrannt, die diesen Ort besucht haben.
Unsere Projekte waren von Anfang an von diesem Geist der Versöhnung und der Völkerverständigung geprägt, verbunden mit dem Anliegen, die zivilen Strukturen zu stärken. Das ist auch gelungen durch die Gründung des Elternvereins, der alle Projekte durch die finanzielle Abwicklung mit verantwortet. Wir hatten mit vielen anderen Initiativen in Osteuropa gehofft, das „Haus Europa“ nach Osten hin friedlich zu erweitern – Russland als Teil dieses gemeinsamen Hauses. Dieser Traum ist jäh zerstört worden durch die Kriegspolitik Putins. Wir müssen bekennen, dass wir die Anfänge dieser Kriegspolitik in Tschetschenien, in Syrien und durch die Besetzung der Krim und des Donbas nicht erkannt haben als systematischen Versuch, das „Haus Europa“ zu zerstören.
Ist die Idee der Versöhnung und der Stärkung der Zivilgesellschaft gescheitert? Wir meinen: Nein! Durch unsere Projekte ist sehr viel humanitäre Hilfe geleistet worden, Kinder konnten sich bei uns erholen und neue Eindrücke gewinnen, viele Kontakte und manchmal Freundschaften sind entstanden, das Zentrum „Funke der Hoffnung“ konnte im Jahr 2000 eröffnet werden – all das war und ist nicht vergeblich, sondern diese Kontakte sind von bleibendem Wert. Wir meinen, gerade jetzt sind unsere Projekte und Kontakte wichtig, trotz des Krieges und trotz des Präsidenten Lukaschenko, der jegliche Opposition brutal unterdrückt und den Krieg Putins unterstützt.
Politische Gespräche mit unseren Partnern vermeiden wir, wir wollen sie nicht in Verlegenheit oder gar in Gefahr bringen. Besuche sind zur Zeit nicht geplant. Aber wir spüren, wie wichtig unseren Partnern die Fortführung unserer Projekte ist, sie erweisen sich weiterhin als zuverlässige Partner, denen das Wohl der ihnen anvertrauten Menschen am Herzen liegt. Deswegen haben wir im vergangenen Jahr unsere humanitäre Unterstützung der Zivilbevölkerung in Zusammenarbeit mit unseren zivilen Partnern in Slavgorod durch die Umsetzung bestehender Projekte und durch die Einrichtung eines neuen Projektes weitergeführt.
Aktivitäten der Projektgruppe im Jahr 2022
Ordentliche Mitgliederversammlung der Projektgruppe am 05.04.2022
In der Mitgliederversammlung stand gemäß unserer Satzung die Neuwahl des Vorstandes an. Alle bisherigen Vorstandsmitglieder, mit Ausnahme des bisherigen Schriftführers Helmut HARTWIG, stellten sich der Wiederwahl. Als Schriftführerin stellte sich Frau Heidrun MOHN der Wahl. Weitere Kandidaten für die Vorstandsbesetzung standen nicht an. Einstimmig mit jeweils einer Enthaltung wurden folgende Vorstandsmitglieder gewählt:
Vorsitzender: Rüdiger MÜLLER-GERBES
Stellvertreterin: Heike REIMANN
Schriftführerin: Heidrun MOHN
Kassierer: Heinz REIMANN
Beisitzerin: Annette NORDHOOP
Projekt „Wasserschaden in der „Werkstatt für behinderte Erwachsene“ in Slavgorod
Im Oktober 2021 wurden wir durch die Leiterin der „Werkstatt“ in Slavgorod um finanzielle Unterstützung gebeten, da ein Wasserschaden zur Schließung dieser Einrichtung geführt hat. Die Projektgruppe sagte eine finanzielle Unterstützung zu, damit die „Werkstatt“ möglichst schnell wieder für die Nutzer der Einrichtung geöffnet werden kann.
Mit Unterstützung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau/Kurhessen-Waldeck und durch eine großzügige Einzel-Spende konnte den Partnern in Slavgorod ein Betrag in Höhe von 5.000,00 EURO zur Beseitigung der Wasserschäden und zum behindertengerechten Umbau der sanitären Anlagen in dem Gebäude zu Verfügung gestellt werden.
Durch erhebliche Eigenleistungen unserer Partner in Slavgorod konnte die „Werkstatt“ im März 2022 mit Einschränkungen wieder für die Nutzer geöffnet werden, auch wenn noch nicht alle Schäden beseitigt waren.
Im Rahmen eines Video-Gespräches am 06.10.2022 teilte die Leiterin der „Werkstatt“ mit, dass die Wasserschäden umfänglich beseitigt und die Sanierungsarbeiten vollständig durchgeführt und abgeschlossen werden konnten.
Projekt „Erholungsmaßnahmen 2022“
Vom 28.06. bis 08.07.2022 fand wieder ein Erholungsaufenthalt für Kinder und junge Erwachsene mit Einschränkungen aus Slavgorod im Rehabilitations- und Erholungszentrum „Nadeshda“ statt, der durch Mitgliedsbeiträge und Spenden durch die Projektgruppe sowie durch Fördergelder der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau/Kurhessen-Waldeck finanziert wurde.
An der Erholungsmaßnahme haben teilgenommen:
16 Kinder und junge Erwachsene mit Einschränkungen
16 Angehörige
3 Begleitpersonen aus dem Zentrum „Funke der Hoffnung“ und aus der „Werkstatt“
Die Gesamtausgaben lagen bei 11.131,23 EURO, die durch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau/Kurhessen-Waldeck (Zentrum Ökumene) mit 5.506,00 Euro gefördert wurden.
Unsere Partner in Slavgorod bedanken sich sehr herzlich bei den Mitgliedern und Förderern der Projektgruppe für die finanzielle Unterstützung, ohne die solch eine Maßnahme nicht möglich wäre.
Projekt „Früherkennung/Frühförderung“
Das Projekt wurde im September 2019 mit einem Besuch bei unseren Partnern in Slavgorod mit der Maßgabe abgeschlossen, dass eine Nachhaltigkeitsprüfung vor Ort durchgeführt werden soll.
Leider haben die Corona-Pandemie, die derzeitigen politischen Ereignisse in Belarus und der von Wladimir Putin ausgehende russische Überfall auf das Nachbarland Ukraine einen erneuten Besuch zur Prüfung der Nachhaltigkeit des Projektes bis heute nicht zugelassen.
Im Rahmen unserer Gespräche mit den Partnern aus Slavgorod wird uns regelmäßig bestätigt, dass die Projektinhalte in Slavgorod von allen Beteiligten weiterhin sehr zufrieden-stellend umgesetzt werden.
Projekt „Teilhabe am Alltag“
Gemeinsam mit den Partnern aus Slavgorod wurde im Jahr 2022 durch die Projektgruppe das Projekt „Teilhabe am Alltag“ eingerichtet.
Das Projekt dient der finanziellen Unterstützung von Menschen mit körperlichen und/oder geistigen Einschränkungen in Slavgorod zur Beschaffung von technischen und/oder orthopä-dischen Hilfsmitteln. Mit diesem Projekt soll dazu beigetragen werden, dass die betroffenen Menschen in Slavgorod am dortigen Alltagsleben teilhaben können, seien es öffentliche Veranstaltungen, berufliche Ausbildungen, persönliche Erledigungen usw.!
Das Projekt ist auf Zweck gebundene Spenden und Zuschüsse angewiesen und soll die finanziellen Mittel der Projektgruppe für die jährlichen Erholungsmaßnahmen nicht belasten! Die Spenden werden in einem gesondert eingerichteten Buchungskonto gesammelt, so dass ein immer währender Rückhalt gebildet werden kann.
Finanzielle Unterstützungen für dieses Projekt werden ausschließlich nach Einzelanträgen durch die Projektpartner aus Slavgorod und nach Genehmigung durch den Vorstand der Projektgruppe zur Verfügung gestellt. Zwingende Voraussetzung für die Bewilligung der Einzelanträge ist, dass genügend finanzielle Mittel auf dem gesonderten Rückhaltekonto zur Verfügung stehen.
Zweck gebundene Spenden können auf das Konto der Projektgruppe bei der
Wiesbadener Volksbank, IBAN: DE75 5109 0000 0007 7799 09, BIC: WIBADE5W
Verwendungsnachweis: Teilhabe am Alltag
überwiesen werden.
Über eine rege Beteiligung der Mitglieder zur Bildung von Rücklagen für dieses Projekt und zur Erhaltung eines finanziellen Grundbestandes würden wir uns sehr freuen!
Zu dem Projekt „Teilhabe am Alltag“ konnte im Oktober 2022 ein Betrag in Höhe von 7.100,00 EURO zur Beschaffung von zwei Treppenraupen an die Partner in Slavgorod überwiesen werden, um körperlich eingeschränkten Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind und in obersten Stockwerken von Mehrfamilienhäusern ohne Aufzug wohnen, das Verlassen ihrer Wohnungen erheblich zu erleichtern, damit sie am Alltag teilhaben können!
Diese finanziellen Mittel konnten allein aus Fördergeldern der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau/Kurhessen-Waldeck und aus zweckgebundenen Einzelspenden von Mitgliedern und Förderern der Projektgruppe zusammengetragen werden!
Informationen zur aktuellen finanziellen Lage der Projektgruppe
Durch gleichbleibende Eingänge von Mitgliedsbeiträgen und durch Einzelspenden von Förderern ist die finanzielle Lage der Projektgruppe stabil. Die Finanzierung laufender Kosten und die finanziellen Unterstützungen der aktuellen Projekte im Jahr 2022 waren problemlos zu bewältigen.
Fördergelder der Evangelischen Kirche
Die Finanzierung unserer Projekte wurde in den vergangenen Jahren immer durch das Zentrum Ökumene der Evangelische Kirche in Hessen und Nassau/Kurhessen-Waldeck mit Fördergeldern aus der Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ unterstützt. Die Projektgruppe konnte deshalb in den letzten acht Jahren unseren Partnern in Slavgorod die jährlichen Erholungs-maßnahmen anbieten. Auch im Jahr 2023 werden wir finanziell in der Lage sein, eine Erholungsmaßnahme für insgesamt 30 Personen mit Hilfe der Fördergelder aus der Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ zu finanzieren.
Aufgrund der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Lage ist jedoch nicht voraussehbar, wie lange uns das Zentrum Ökumene dabei finanziell unterstützen kann, denn auch dort gibt es finanzielle Einbußen!
Wir hoffen sehr, dass unsere jährlichen Mitgliedsbeiträge und die nicht Zweck gebundenen Spenden für die Erhaltung des Projektes „Erholungsmaßnahmen“ zumindest in den nächsten drei Jahren ausreichen!
Planungen für das Jahr 2023:
Erholungsmaßnahmen
Für das Jahr 2023 sind wieder Erholungsmaßnahmen für 9 behinderte Kinder mit jeweils einem Angehörigen, sowie für 8 behinderte Erwachsene und 4 Begleitpersonen aus dem Zentrum „Funke der Hoffnung“ und der „Werkstatt“ im Erholungszentrum „Nadeshda“ geplant (20.07. bis 30.07.2022).
Allen Mitgliedern und Förderern möchten wir auf diesem Wege für ihre Treue zur Projektgruppe „Kinder von Tschernobyl“ sehr herzlich danken und hoffen, dass Sie uns auch weiterhin so hilfreich unterstützen werden!
Ihnen allen wünschen wir Gesundheit, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr 2023!
Weihnachtswunsch:
"Lasst uns nie aufhören, die Welt ein wenig zu verbessern!"
Rüdiger Müller-Gerbes Heinz Reimann
(1. Vorsitzender) (Kassierer)