Die Früherkennung von Auffälligkeiten ist ein wichtiger Bestandteil zur erfolgreichen therapeutischen Behandlung von Kindern in den ersten drei Lebensjahren.

Unsere Partner in Slavgorod, das Zentrum "Funke der Hoffnung", ist eine Tagesstätte, in dem Kindern mit unterschiedlichsten Behinderungen ab dem 4. Lebensjahr individuelle Therapiemöglichkeiten angeboten werden.

Im Rahmen eines Besuches von Vorstandsmitgliedern der Projektgruppe im März 2016 in Slavgorod wurden mit der Leiterin des Zentrums "Funke der Hoffnung", Antonina LUKASCHKOWA, Gespräche darüber geführt, welche therapeutischen Möglichkeiten bei Kindern bis zum vollendeten 3. Lebensjahr möglich sind, wenn Abweichungen in der Entwicklung dieser Kinder festgestellt werden. Antonina teilte hierzu mit, dass zunächst eine engere Zusammenarbeit mit dem örtlichen Krankenhaus (Kinderärztin) hergestellt werden müsse, damit das Zentrum entsprechende Informationen erhält. Bisher würden die Informationen zu Kindern, bei denen im Krankenhaus Abweichungen festgestellt worden sind, an ihrer Einrichtung vorbeilaufen.

Während eines weiteren Besuches von Vorstandsmitgliedern der Projktgruppe im November 2016 in Slavgorod wurde das im März 2016 behandelte Thema erneut aufgenommen. Hierzu wurden auch Gespräche mit der Leitung des örtlichen Krankenhauses, mit der Kinderärztin und mit weiterem Fachpersonal geführt. Bei den Gesprächen stellte sich heraus, dass alle Beteiligten an einer engen Zusammenarbeit zur Förderung der Früherkennung mit dem Ziel frühzeitiger Therapiemöglichkeiten interessiert waren. Bei einer weiteren Gesprächsrunde, an der die Fachkräfte des Krankenhauses und die Fachkräfte der Tagesstätte "Funke der Hoffnung" teilnahmen, wurde seitens der Projektgruppenmitglieder angeboten, Weiterbildungsmaßnahmen für betreffende Fachkräfte aus Slavgorod in Deutschland zu organisieren. Dieses Angebot wurde sehr interessiert aufgenommen. Nachdem alle Gesprächspartner zugesichert haben, sich intensiv an dem Projekt "Früherkennung und Frühförderung von Kindern in den ersten drei Lebensjahren" zu beteiligen, erfolgte die Planung des Projektes.

Kinderärztin Svietlana HUDUKHINA und stellv. Leiter des Krankenhauses Vladimir MARKOV
Antonina LUKASCHKOWA (links) im Gespräch mit Fachkräften des Krankenhauses
Gemeinsames Gespräch Fachkräfte Krankenhaus u. Zentrum
Abschlussfoto

Planung:

Die Leiterin des Therapiezentrums "balance" in Taunusstein, Heidrun MOHN, erklärte sich bereit, die Weiterbildung zu organisieren und durchzuführen. Sie stellte einen Ausbiildungsplan mit fünf Ausbildungsmodulen auf, der mit einer Laufzeit von zwei Jahren ausgerichtet ist. Der Ausbildungsplan enthält zwei Ausbildungen in Deutschland (jeweils 14 Tage), zwei Besuche in Slavgorod zur Prüfung der Umsetzung (jeweils 7 Tage) und einen Besuch in Slavgorod zur Übergabe eines Zertifikates. An der Ausbildung werden drei Fachkräfte des Krankenhauses (Kinderärztin, Neurologin, Kinderkrankenschwester) und zwei Therapeuten der Tagesstätte "Funke der Hoffnung" teilnehmen. Der erste Ausbildungsabschnitt erfolgt vom 22.10. bis 05.11.2017.

Neben der Ausbildung von Fachpersonal muss auch die Bevölkerung in Slavgorod für dieses Thema sensibilisiert werden. Hierzu müssen unsere Partner (der Elternverein und die Gesellschaft für Menschen mit Behinderungen) in Slavgorod aktiv werden. Durch örtliche Veranstaltungen sollen Eltern aufgeklärt werden, wie sie sich verhalten und an wen sie sich wenden sollen, wenn sie selbst Abweichungen bei ihren Kindern feststellen. Jungen Familien, die bisher noch keine Kinder haben, soll vermittelt werden, wie wichtig die Beobachtung von Kindern in den ersten drei Lebensjahren und der frühzeitige Beginn einer geeigneten Therapie ist.

Die Finanzierungskosten des gesamten Projektes belaufen sich auf 38.014,26 Euro.

Finanzierung:

Zur Finanzierung der Kosten wurden Anträge bei der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau/Kurhessen-Waldeck "Zentrum Ökumene" sowie beim Dekanat Rheingau-Taunus gestellt. Die Anträge wurden von den jeweiligen Fachgremien befürwortet.

Wir bedanken uns sehr herzlich beim Evangelischen Dekanat Rheingau-Taunus für eine Unterstützung in Höhe von 1.500,00 Euro!

Ebenso danken wir Frau Pfarrerin Birgitt HAMRICH vom Zentrum Ökumene (Hoffnung für Osteuropa) und Herrn Oberkirchenrat Detlev KNOCHE (Leiter des Zentrum Ökumene) für das aufrichtige Interesse an diesem Projekt und für die finanzielle Unterstützung!

Frau Hamrich (hinten Mitte) und Herr Knoche (vorne rechts)
zu Besuch im Therapiezentrum "balance"

Umsetzung:       

Weiterbildung von Fachkräften

An der Weiterbildung vom 23.10.2017 bis 30.09.2019 nahmen zwei Mitarbeiterinnen der Tagesstätte "Funke der Hoffnung" (Therapeutinnen) und drei Mitarbeiterinnen des Krankenhauses der Stadt Slavgorod (Kinderärztin, Neurologin, Kinderkrankenschwester) teil.

Die Weiterbildungsmaßnahmen waren in fünf Module aufgeteilt:

-2- Weiterbildungsmodule in Deutschland (Therapiezentrum "balance" in 65510 Hünstetten) über 14 Tage

-3- Weiterbildungsmodule in Slavgorod (Supervision) über 5 Tage

Alle Teilnehmerinnen zeigten bei der Vermittlung der theoretischen Informationen in Deutschland großes Interesse und Engagement. Die Umsetzung am eigenen Arbeitsplatz erfolgte unter Berücksichtigung dort bestehender Bestimmungen.

Vorstellung eines Kindes
 
Praktische Übungen
 
Praktische Anwendungen

Im Rahmen interner Workshops und Seminare geben die Teilnehmerinnen ihr erlentes Wissen an Kolleginnen/Kollegen weiter. Erarbeitete Leitfäden für individuelle Abläufe bei der Untersuchung von Kleinkindern und bei Feststellung von Abweichungen führen zu einheitlichen Verfahrensweisen.

Öffentlichkeitsarbeit

In Zusammenarbeit zwischen den Teilnehmerinnen und dem Elternverein in Slavgorod wurde Informationsmaterial für die Bevölkerung in Slavgorod erarbeitet und hergestellt.  Die Einrichtung von Beratungsstellen für Eltern in der Tagesstätte "Funke der Hoffnung" und im städtischen Krankenhaus Slavgorod tragen erheblich dazu bei, dass junge Eltern sich gut informiert und betreut fühlen.

Projektabschluss

Mit der Übergabe von zeitlich beschränkten Zertifikaten an jede Teilnehmerin der Weiterbildungsmaßnahme wurde das Projekt im September 2019 beendet. Die Zertifikate haben eine Gültigkeit von zwei Jahre. Eine Verlängerung der Gültigkeit ist möglich, wenn jede Teilnehmerin an dem Projekt zum Fristablauf sich an einer Auffrischung der Lerninhalte beteiligt, die durch die Projektleiterinnen für September 2021 angeboten wird.

 
Zertifikatübergabe an Teilnehmerinnen
 
Zertifikat

 Nachhaltigkeit

Die Nachhaltigkeit des Projektes ist ein wichtiger Bestandteil für die positive weitere Entwicklung im Bereich der Früherkennung und Frühförderung bei Kleinkindern in den ersten drei Lebensjahren. Die erlernten Therapie- und Anwendungsformen (z. B. Therapie nach "Bobath" und andere Anwendungen) sind in Weißrussland nicht in den landesinternen Vorgaben zur Behandlung von Kleinkindern mit Abweichungen enthalten. Somit erfolgt die Umsetzung der Weiterbildungsmaßnahme aktuell ausschließlich in Slavgorod. Zur landesweiten Umsetzung der erlernten Therapiemethoden bedarf es zunächst der regelmäßigen Anwendung der Lerninhalte durch die Teilnehmerinnen und der sich daraus ergebenden praktischen Erfahrungen, um diese überzeugend an andere Einrichtungen in Weißrussland weitergeben zu können.

Die Projektgruppe "Kinder von Tschernobyl e.V." in Bad Schwalbach plant regelmäßige Besuche bei den Partnern in Slavgorod (einmal jährlich), um festzustellen, wie die Inhalte des Weiterbildungsprojektes dort umgesetzt werden können. Ebenso sollen vorgesetzte Stellen davon überzeugt werden, dass die vermittelten Methoden zur Früherkennung von Abweichungen die Chancen für rechtzeitige Fördermaßnahmen erheblich steigert.