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Erinnerung an die Tschernobyl-Katastrophe am 26. April 1986

Am 26. April 2021 gedenken wir der Reaktor-Katastrophe in Tschernobyl/Ukraine vom 26. April 1986! Nach nunmehr 35 Jahren gerät diese Katastrophe mit ihren heute noch sicht- und spürbaren Auswirkungen auf große Teile der zivilen Bervölkerung (auch in der Republik Belarus) immer mehr in Vergessenheit. Eine große Anzahl an Menschen in Belarus erlitt nicht nur materielle Schäden durch radioaktive Niederschläge nach dem Unglück (z. B. Wohnungsverlust). Viele Menschen erlitten damals schwere Erkrankungen, von denen sie sich bis heute nicht erholt haben. Damalige Kinder sind zwischenzeitlich erwachsen geworden, haben Familien gegründet und sind nun oft selbst Eltern. Nicht selten sind die heutigen Nachkommen ebenfalls schwer erkrankt, so dass die damaligen "Tschernobyl-Kinder" nicht nur mit eigenen gesundheitlichen Einschränkungen belastet werden, sondern auch mit den Krankheiten ihrer Kinder.

Aussagen darüber, ob die Krankheiten der Nachfolge-Generation tatsächlich ihre Ursache in der Tschernobyl-Katastrophe haben, können nicht getroffen werden, da ein Zusammenhang nicht nachgewiesen werden kann. Dennoch sind in Belarus auch heute noch viele Gegenden als "Tschernobyl-Zonen" eingestuft, weil Landstriche immer noch radioaktiv belastet sind. Durch die belarussische Regierung wurde nach der Katastrophe ein "Departement zur Aufarbeitung der Tschernobyl-Katastrophe" eingerichtet, um u.a. auch die Bevölkerung bei der Bewältigung der Auswirkungen zu unterstützen. Seit der Einrichtung dieses Departements werden jährlich für Schulkinder aus den "Tschernobyl-Zonen" staatliche Erholungsmaßnahmen in belarussische Rehabilitationszentren finanziert. Somit erfahren Kinder, die das Schulalter erreicht haben, seitens des Staates umfangreiche finanzielle Unterstützung zur medizinischen Behandlung und zu Erholungsaufenthalten. Diese Maßnahmen entlasten die damaligen "Tschernobyl-Kinder", die heute eigene Kinder haben.

Kinder, die staatlich als "nicht beschulbar" eingestuft sind, erhalten keine staatlichen Unterstützungen bei Rehabilitationsmaßnahmen, selbst wenn diese in "Tschernobyl-Zonen" aufwachsen. Kinder mit dieser staatlichen Einstufung haben schwere und schwerste körperliche und geistige Einschränkungen. Die Eltern dieser Kinder sind somit nicht nur mit der eigenen Krankheit belastet, sondern auch mit den Auswirkungen der Krankheiten ihrer Kinder (umfängliche individuelle Betreuung, häufige Arztbesuche, gesellschaftliche Abseitsstellung, physische und psychische Belastungen, Kostentragung für Hilfsmittel usw.).

Die Tschernobyl-Katastrophe vor 35 Jahren führt also auch heute noch bei vielen Menschen in Belarus zu erheblichen persönlichen Belastungen. Die Projektgruppe "Kinder von Tschernobyl" möchte aus Anlass des Gedenktages darauf besonders aufmerksam machen!

Wir möchten, dass auch belarussische Kinder mit schweren Erkrankungen, die an einer staatlichen Beschulung nie teilnehmen können, unterstützt werden. Deshalb finanzieren wir seit 2013 jährliche Erholungsmaßnahmen für schwer erkrankte Kinder mit ihren Angehörigen im Rehabilitations- und Erholungszentrum "Nadeshda" bei Minsk. Ebenso unterstützen wir seit 1998 das Zentrum "Funke der Hoffnung" in Slavgorod. Das Zentrum bietet für die erkrankten Kinder nicht nur therapeutische Anwendungen, sondern hat zwischenzeitlich auch Schulklassen zur individuellen pädagogischen Weiterbildung der Kinder eingerichtet. Auch wenn die Katastrophe von Tschernobyl immer mehr in Vergessenheit gerät, so möchten wir die Unterstützung unserer Partner in Slavgorod weiterhin aufrecht erhalten.

Unterstützen Sie uns gerne mit Ihrer Mitgliedschaft oder mit Ihrer Spende. Auf dem nachfolgenden Flyer finden Sie unsere Kontaktdaten.   

Flyer zum 35. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe

 
 

Download Flyer

Lesen Sie bitte auch die Erfahrungsberichte von Kindern und Begleitpersonen aus Tschernobyl-geschädigten Regionen, die das Rehabilitations- und Erholungszentrum "Nadeshda" besucht haben, damit wir alle nicht vergessen:

Die Projektgruppe "Kinder von Tschernobyl e.V." in Bad Schwalbach wird auch im Jahr 2020 Erholungsmaßnahmen von Kindern und jungen Erwachsenen mit Einschränkungen aus Slavgorod im Erholungszentrum "Nadeshda" mit Unterstützung der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau/Kurhessen Waldeck (Zentrum Ökumene) finanzieren. Vom 25.06. bis 05.07.2020 werden insgesamt 17 Personen (8 junge Erwachsene mit begrenzten Möglichkeiten in Begleitung von 8 Angehörigen und 1 Mitarbeiterin der Werkstatt aus Slavgorod) für 11 Tage nach "Nadeshda" reisen. Vom 05.07. bis 15.07.2020 reisen 18 Personen (8 Kinder mit begrenzten Möglichkeiten in Begleitung von 8 Angehörigen und 2 Mitarbeiterinnen der Tagesstätte "Funke der Hoffnung" aus Slavgorod) nach "Nadeshda".

Der "Corona-Virus" ist zwischenzeitlich auch in Weißrussland angekommen. Je nach dortiger Entwicklung ist nicht auszuschließen, dass die geplanten Erholungsmaßnahmen abgesagt werden müssen.

Neue Infos mit Stand vom 03.06.2020:

Das Erholungszentrum "Nadeshda" hat aufgrund der Corona-Lage die Einrichtung bis zum 14.06.2020 geschlossen. Ab dem 15.06.2020 sollen wieder Erholungsmaßnahmen durchgeführt werden. Hierzu wurde ein umfangreiches Hygienekonzept erstellt. Da von staatlicher Seite immernoch an den Schutzmaßnahmen gearbeitet wird, ist eine Wiedereröffnung am 15.06.2020 fraglich. 

Im Rahmen eines Skype-Gespräches mit Antonina LUKASCHKOVA (Leiterin des Zentrums "Funke der Hoffnung" in Slavgorod) am 28.05.2020 teilte diese mit, dass die Corona-Lage in Slavgorod immernoch nicht klar einzuschätzen sei. Eine Schule und zwei Kindergärten seien geschlossen. Ebenso sei die "Werkstatt" für behinderte junge Erwachsene geschlossen worden. Auch ihr Zentrum sei für Publikumsverkehr nicht mehr geöffnet. Im Zentrum werde aktuell eine Notbetreuung für 5 Kinder durchgeführt. Zwei der Kinder würden in der Kindergartenklasse und drei Kinder in der Schulklasse betreut. Die Menschen in Slavgorod seien verunsichert und insbesondere die Eltern von Kindern und jungen Erwachsenen mit Behinderungen hätten Angst und große Bedenken.

Antonina teilte mit, dass sie mit den Eltern gesprochen habe und einvernehmlich habe man entschieden, die vorgesehenen Erholungsmaßnahmen im Juni und Juli 2020 abzusagen. Somit finden in diesem Jahr keine Erholungsmaßnahmen für unsere Partner aus Slavgorod statt. 

Das Erholungszentrum "Nadeshda" bei Minsk/Weißrussland feierte vom 22.09. bis 25.09.2019 den 25. Jahrestag seiner Eröffnung mit vielen Gästen aus dem In- und Ausland. Ein durch Spenden finanzierter großer Kletterpark in freier Natur für Kinder und Jugendliche wurde am 23.09.2019 feierlich den Verantwortlichen des Erholungszentrums als Geschenk durch die deutschen Teilhaber "Leben nach Tschernobyl e.V." und "Freunde von Nadeshda in Deutschland" übergeben und eröffnet. Die "Projektgruppe Kinder von Tschernobyl e.V." in Bad Schwalbach ist Mitglied des Vereins "Freunde von Nadeshda in Deutschland" und bedankt sich ganz herzlich für die Spenden von Mitgliedern und Förderern zu diesem Projekt!

Weitere Informationen zum Kletterpark:

http://www.freunde-nadeshda.de/nachrichten/nachrichten-details/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=104&cHash=98240385882eb60e3512ea9c66430ed7  

Zur Erinnerung an die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl am 26. April 1987 und den bis heute noch andauernden Folgen des Unglücks für die Menschen in Slavgorod veranstaltete die Projektgruppe "Kinder von Tschernobyl Bad Schwalbach e.V." am 24. April 2016 einen Gedenk-Gottesdienst.